„Lässt der demografische Wandel Grefrath alt aussehen?“ war die Frage, unter der SPD und Grüne am Samstag, den 9. Mai in das Cyriakushaus in Grefrath einluden. Gut 70 interessierte Grefrather Bürger waren der Einladung gefolgt und beteiligten sich rege an der Diskussion um Wohnraum, ÖPNV und alternative Handlungsstrategien.
Die Einführung in das Thema übernahmen die vier geladenen Experten aus Bundes- und Landtag. Schnell wurde deutlich, dass der demografische Wandel viele Aspekte des täglichen Zusammenlebens betrifft – von alternativen Wohnformen, über Probleme der Alterspflege, Verkehrsanbindung, wohnortnahe Versorgung bis hin zu Teilhabe und Finanzierung. Viele dieser Punkte wurden in der anschließenden Diskussion aufgegriffen und auf Grefrath heruntergebrochen.
Einige Punkte brannten dem Publikum dabei besonders unter den Nägeln: Für junge Familien oder ältere Menschen gibt es derzeit kaum bezahlbare Mietwohnungen in der Niersgemeinde. Auch alternative Wohnprojekte suchen Interessierte bislang vergeblich. Wer sein Eigenheim altersgerecht umbauen möchte, hat mitunter mit bürokratischen Hürden zu kämpfen. Ein weiterer Themenblock drehte sich um die Mobilität – auch hier sehen viele Grefrather Verbesserungsbedarf. Jens Ernesti erläuterte in diesem Zusammenhang noch einmal die Idee Bürgerbus und erhielt Unterstützung von Petra Crone, die von einer seit Jahren sehr erfolgreichen Umsetzung in ihrem Heimatort berichtete. In ihrer Haushaltsrede im März 2015 machten die Grünen bereits den Vorschlag, den Bürgerbus als Fraktionen übergreifendes Projekt umzusetzen.
Petra Crone regte auch an, einen Arbeitskreis „Demografie“ ins Leben zu rufen, um so den Austausch und die Vernetzung der verschiedenen Akteure vor Ort zu koordinieren. Sie selbst hat in ihrem Wahlkreis den Arbeitskreis „Demografie und lebenslanges Lernen“ gegründet. Einen Vorschlag dazu machte unsere Fraktion bereits im September 2014 in der Sitzung des Jugend-, Sozial und Seniorenausschusses. Leider stieß dieser Vorstoß auf wenig Begeisterung. Aus dem Publikum kam die Anregung auf Mitfahr-Apps und direkte Nachbarschaftshilfe zu setzen. Ebenso am Herzen liegt vielen Grefrathern das Thema Arbeitsplätze, die derzeit in Grefrath kaum zu finden seien. Eine weitere Förderung des Gewerbes sei gefragt. Bürgermeister Manfred Lommetz sah neben allen Problemen auch viele positive Aspekte, vor allem im Bereich der Schulen und der Kindergärten sowie in Sachen Sport- und Freizeitangebot. Aus dem Publikum kam schließlich die Anregung die eigenen Ansprüche zu überdenken. Viele Vorteile einer Stadt seien auf dem Land nicht 1:1 umsetzbar.
Die Auftaktveranstaltung hat ihren vordringlichsten Zweck, das Thema bei Bürgern, Verwaltung und Politikern ins Bewusstsein zu rücken erfüllt. Nun darf es nicht wieder in der Schublade verschwinden. Weitere Maßnahmen können beispielsweise eine regelmäßige Demografie-Werkstatt oder konkretere Veranstaltungen zu einzelnen Themenbereichen sein. SPD und Grüne zogen das Fazit, dass der demografische Wandel in Zukunft bei allen politischen Entscheidungen mit in den Fokus rücken müsse.
Eins wurde in den rund zweieineinhalb Stunden klar. Das Thema ist sehr komplex. Bürger, Kommune und Politik sind gemeinsam aufgefordert Ideen zu entwickeln und die Herausforderung demografischer Wandel anzunehmen. Denn: „Alt werden wir alle“, wie Moderator Bernd Bedronka am Ende der Veranstaltung feststellte. Ob wir dabei auch alt aussehen, liegt ganz in unserer Hand!